Zum Schluss noch ein paar Worte an Dich!

Zunächst danken wir dir ganz herzlich, dass du unseren Blog aufmerksam durchgelesen hast. Wir hoffen aufrichtig, dass wir dir einen kleinen Einblick in die Welt des Autismus geben konnten und du an dieses Thema jetzt vielleicht etwas offener herangehen wirst. Des weiteren solltest du immer daran denken, dass “Anderssein” immer von einer Gesellschaft selbst definiert wird. Definiere du es nun auf deine Weise! Auch du kannst ein kleiner Teil von etwas Großem sein! Das Umdenken muss irgendwo beginnen, also wieso nicht auch bei dir? Lass uns gemeinsam versuchen, die Welt ein klein wenig besser zu machen! Bleib stark und setze dich für diejenigen ein, die es am meisten brauchen. Bis dahin wünschen wir dir eine schöne Zeit. Alicia und Theresa

Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.

Mahatma Gandhi

Wie das Thema in den Medien aufgenommen wird : Filmwelt

Da wir im Vorfeld darauf eingegangen sind, dass das Thema unseres Erachtens nach in den Medien zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, wollen wir doch auch einige Beispiele hervorheben, die versuchen, dieses Thema aufzugreifen und in verständlicher Form an die Öffentlichkeit heranzutragen.


“Rain Man ist ein US-amerikanisches Filmdrama von Barry Levinson aus dem Jahr 1988. Dustin Hoffman spielt den an einem Savant-Syndrom leidenden Autisten Raymond, der von seinem Bruder Charlie (Tom Cruise) aus einer Klinik auf eine Reise durch die USA mitgenommen wird.” – http://www.Wikipedia.de
“Der Verlust seines Vaters wird für Charlie Babbitt (Tom Cruise) durch die Aussicht auf die (reiche) Erbschaft gemildert. Die käme dem Autohändler, der gerade einen Liquiditätsengpass hat, gerade recht. Allerdings muss er auf der Beerdigung erfahren, dass sein alter Herr nicht ihn sondern seinen Bruder Raymond (Dustin Hoffman) als Alleinerben eingesetzt hat. Ihm hat er nur einen 49er Buick hinterlassen. Den besteigt Charlie auch sofort, um seinen neu gewonnenen Bruder zu besuchen – und ihm vielleicht die geerbten 3 Millionen gleich wieder abzuluchsen.
Raymond ist Autist und lebt in einem Heim in Cincinnati. Als Charlie dort aufkreuzt, ist er noch wild entschlossen, sich von ihm das Erbe überschreiben zu lassen und sofort wieder aus Raymonds Leben zu verschwinden. Doch es soll anders kommen. Da Raymond panische Angst vor dem Fliegen hat, nehmen die beiden Charlies Wagen, um zurück nach Los Angeles zu kommen, wo die Übertragung stattfinden soll. Doch unterwegs beginnen sich die beiden aneinander zu gewöhnen. Zuerst beginnt Charlie seinen Bruder u.a. wegen seines Zahlengedächtnisses zu bewundern, später kommen sie sich aber auch menschlich nahe und entdecken gemeinsame Ansatzpunkte in der Kindheit…” – http://www.film-lexikon.com
“Rain Man” ist ein Film der zum Nachdenken anregt. Nach seiner Verfilmung erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, und machte das Thema “Autismus” in den Medien präsent. Meiner Meinung nach fasst der Film die Thematik in einer höchst emotionalen Weise auf. Zum einen, da er auf einer wahren Begebenheit beruht, auf welche ich im folgenden Beitrag zu sprechen kommen werde, zum anderen, weil er vermittelt, wie das Syndrom sogar unter Familienangehörigen zum Verhängnis wird. Daumen hoch  für diese Leistung!
Der Mann der hinter “Rain Man” steht
Kim Peeks Kopf galt als der hellste der Welt. Laut eigener Aussagen, hat er bereits 12 000 Bücher gelesen und kann diese nahezu auswendig. Als Kind kam Peeks 1951 mit einer starken Anomalie zur Welt. Ärzte hielten es für ratsam, das Kind in eine besondere Anstalt einzuweisen. Erstmals zeigten sich bei ihm Anzeichen, als er noch im Kindsalter war. Sein physischer als auch psychischer Zustand gab den Eltern und Ärzten zu bedenken, da er in seiner Entwicklung stark zurückgeblieben ist. Laut der Zeitschrift “Die Welt” war es Peeks möglich, innerhalb von 10 Sekunden eine Bücherseite zu lesen, Namen und Nummern aus Telefonbüchern, und sogar ganze Straßennetze auswendig zu lernen. Sein wahnsinniges Erinnerungs- und Speichervermögen verblüffte die Medien so sehr, dass in Anlehnung an seine Geschichte ein Film produziert wurde.
Am 19. Dezember 2009 starb Kim Peeks im Alter von 58 an einem Herzinfakt.

Interview : Wie gestaltet sich das Leben mit Autismus – ein Betroffener hat sich überwunden mit uns darüber zu reden

Möchtest du dich vielleicht zunächst einmal vorstellen?
“Mein Name ist Lucach, ich bin 15 Jahre alt und ich besuche derzeit eine geförderte Sonderschule in Straßburg. Ich bin Autist, aber habe gelernt, damit richtig umzugehen. Allerdings weiß ich auch, dass sich viele nicht mit dem Thema identifizieren können, es deswegen weitestgehend ablehnen. Momentan wohne ich in einem Vorort nahe Straßburg, habe eine kleine Schwester und geschiedene Eltern. Gerne rede ich mit euch über ein paar persönliche Aspekte, um euch den einen oder anderen Einblick zu verschaffen, dass sich der Autismus ganz individuell gestaltet.”

Wie kamst du darauf, beziehungsweise, wer stellte erstmals Vermutungen an, dass du von Autismus betroffen bist?
“Als ich 9 Jahre alt war unternahmen meine Familie und ich ein Kurzwochenende in Paris. Wir gingen in die Stadt, hatten allerdings kein Auto, also nahmen wir die Metro. Als meine Mutter mit mir vor dem Metro-Plan stand, fand ich schnell Interesse für das verkomplizierte Gebilde, das da vor meiner Nase hing. Ich betrachtete mir die Linien ganz genau, habe sie farblich sortiert, und, so blöd es für einen damals Neunjährigen klingen mag, habe versucht, diese Linien auf die Straßen über uns zu übertragen. Später am Nachmittag wollten wir wieder zurück zu unserem Hotel, da wollte meine Mutter glatt den mitgenommenen Metro-Plan aus der Tasche holen, da habe ich ihr versichert, dass sie ihn beruhigt wieder zurückstecken kann und ich uns zur nächsten Station, ja bis nach Hause bringen kann. Meine Mutter war natürlich etwas verwirrt, hat mir nicht zugetraut, dass ich uns alle wieder heil nach Hause bringen kann. Schlussendlich habe ich ihr die Strecke mit den dazugehörigen Liniennummern diktiert, wobei sie das dann mit dem Plan verglichen hat. Ab da war die Vermutung meiner Mutter bestätigt, dass ich anders bin als andere Kinder in meinem Alter.”

Wie reagierten die betroffenen Personen aus deinem Umfeld auf die neue Situation?
“Hm, meine Eltern waren zunächst sehr verwirrt, hatten Angst, dass ich besonderer Aufmerksamkeit bedürfe. Sie benachrichtigten auch schnell die Schule, meinen Sportverein, die Eltern anderer Kinder. Sie wollten eben vermeiden, dass andere die Situation falsch deuten würden, dass ich unter einem ADHS-Syndrom leide oder eine geistige Beschränkung habe. Mein Umfeld begann sich danach schlagartig zu verändern, zumindest kam es mir so vor, denn ich merkte schnell, dass andere anfingen sich von mir zu distanzieren. Weniger die Älteren, sondern vielmehr die Kinder, die es dann auch wohl oder übel mitbekommen haben.”

Wie bist du mit dieser ungewohnten Situation umgegangen?
“Die eigentliche ungewohnte Situation war nicht die, dass ich jetzt Bescheid wusste, dass ich anders war, sondern vielmehr, dass andere ihre gewohnten Verhaltensmuster abgelegt haben, sobald sie mich trafen. Oft hat sich mein dadurch angestauter Frust in Form von Wutanfällen entladen, ich habe viel geweint und nachgedacht. Anderssein wird einem als Kind schnell zum Verhängnis!”

Unter Kindern, sagst du, wird deine Besonderheit schnell zum Verhängnis, kannst du uns das etwas präzisieren?
“Nun, ich war in der Schule mit den Aufgaben oft unterfordert und habe teilweise nur die Hälfte der Zeit gebraucht wie andere Kinder in meinem Alter. Ich habe mich mit den Sachen auseinandergesetzt, allerdings anders als meine Kameraden. Demnach wurde ich schnell als „Streber“ deklariert, wurde gehänselt, beschimpft und ausgeschlossen.”

Heute, 4 Jahre danach, was hat sich geändert? Ist die Situation, wie sie war – also immer noch zu deinem Nachteil?
“Ich würde ganz spontan sagen, „Jein“. Leute, die mittlerweile darüber Bescheid wissen, egal ob in der Schule, in der Familie oder unter Freunden, akzeptieren die Situation. Sie akzeptieren ja den Menschen selbst. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich immer noch große Probleme habe, neue Kontakte zu knüpfen, zum einen, weil mich der Autismus zugegeben unter dem sozialen Aspekt benachteiligt, mich wiederum im Denken eindeutig vor die anderen stellt. Ich sage oft, dass es ein Kompromiss ist. Außenseiter gibt es immer, es gilt nur, das Beste daraus zu machen, sich zu bemühen Freunde zu finden und diese wenigen Beziehungen aber sehr stark zu pflegen!”

 

 

Autimsus – Ihr meint zu wissen was das ist?

Wenn die Nächte hell und klar sind, dann kommen die Elfen auf die Erde und schauen sich die Kinder der Menschen an. In das schönste dieser Nacht verlieben sie sich so sehr, dass sie es mitnehmen in ihre Welt, in die leere Wiege legen sie ein Kind von sich, ein Elfenkind. Hier endet die Legende. Die Fortsetzung hat die Wissenschaft geschrieben. Es ist die Geschichte der rätselhaften Krankheit Autismus.“ (Monika Held)

Die autistische Störung ist eine Entwicklungsstörung, eine unheilbare Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung des Gehirns. Kinder mit einer solchen Störung haben ganz unterschiedliche  Lebensverläufe, da es verschiedene Schweregrade der Krankheit gibt. Die Stärken eines solchen Kindes liegen zum Beispiel im Bereich der Wahrnehmung, der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses und der Intelligenz. Es gibt viele verschiedene Symptome für Autismus. Sie können von extremer Schüchternheit und Unauffälligkeit bis zur schweren geistigen Behinderung führen. Kernsyndrom ist ein Kommunikationsproblem mit anderen Menschen. Sie können meist das Gesagte nicht richtig interpretieren, Mimik und Körpersprache nicht richtig einsetzten, und diese bei anderen nicht verstehen. Allerdings verfügen diese Menschen häufig über eine sehr ausgeprägte Gabe. Banale Beispiele hierfür liegen im Bereich des Kopfrechnens, des Malens, oder des Musizierens. In diesem Fall spricht man von Inselbegabungen.
Es gibt viele verschiedene Formen des Autismus:
⦁ der frühkindlicher Autismus (auch Kanner- Syndrom genannt)
⦁ der atypischer Autismus
⦁ das Asperger-Syndrom
Natürlich gibt es auch in diesen Formen noch Abgrenzungen. Besonderes wollen wir auf den frühkindlichen Autismus eingehen, dort, wo alles seinen Anfang nimmt:
Der frühkindliche Autismus wurde zuerst  von Leo Kanner (1943) entdeckt. Daher wird es auch als “Kanner-Syndrom” bezeichnet. Symptome für diese Art des Autismus sind besondere Auffälligkeiten im Bereich der Entwicklung, des Sozialverhaltens, der Wahrnehmung und der Kommunikation. Zu beobachten sind unterschiedliche Entwicklungen. Bei manchen Kindern werden die Symptome schon in den ersten Lebensmonaten sichtbar, bei anderen ist das Verhalten anfangs (scheinbar) normal und die Auffälligkeiten werden erst im zweiten oder dritten Lebensjahr annehmbar. Dann kommt es meist zu einem Verlust der bereits erworbenen sozialen und kommunikativen Fähigkeiten. Generell werden die sozialen Aktionen und die Kommunikation  in ihrer Qualität beeinträchtigt. Auch eingeschränktes Interesse und stereotype Verhaltensmuster sind anzutreffen. Stereotype Verhaltensmuster sind beispielsweise das Wiederholen und ständig Gleichbleibende einer Handlung ohne Ziel und Funktion, welche nicht zu der Umweltsituation des Kindes passen. Am auffälligsten ist jedoch die Abkapselung von Mitmenschen. Auch die Zuwendung zu der sogenannten “Primärperson” (zum Beispiel Mutter oder Vater) des Kindes, welche in diesem Alter eigentlich meistens stark ausgeprägt ist, ist deutlich gestört. Kinder mit frühkindlichem Autismus vermeiden meist den Blickkontakt zu anderen Menschen. Daher ist es für manche Betroffene kaum möglich eine Beziehung zu anderen Personen aufzubauen. Bevorzugt wird häufig der Umgang mit Gegenständen. Desweiteren ist eine Art “Veränderungsangst” stark ausgeprägt. Das bedeutet, dass die Kinder mit Angst und Panikzuständen reagieren, wenn sich etwas in ihrem gewohnten Umfeld verändert. Banalerweise reicht es schon aus, wenn ein Möbelstück nicht an seinem gewohnten Platz steht. Auch gibt es Sprachauffälligkeiten: ungefähr 30 % der Kanner-autistischen Menschen können sich nicht laut äußern. Manche können gar nicht sprechen, und diejenigen, die sprechen können, haben oft Probleme in der Ausdrucksweise. Artikulation und Grammatik sind weniger betroffen, die Semantik und ganz stark der sachgerechte Gebrauch der Sprache bereiten oft am meisten Schwierigkeiten.
Eine genaue Angabe zur Häufigkeit  von Autismus liegt in Deutschland leider nicht vor. In Europa, Kanada und den USA sind beim frühkindlichen Autismus 1,3-2,2 pro 1000 Personen betroffen.
Die Folgen und Komplikationen für betroffene Menschen bestehen darin, dass es ihnen, aufgrund der Sprach- und Kommunikationsschwierigkeit und der dadurch bedingten Abkapselung von der Umwelt,schwerfällt, sich an die soziale Umwelt anzupassen, Freunde zu finden, oder sich in größeren sozialen Fügungen wie beispielsweise der Schule zurecht zu finden und sich zu integrieren. Sie werden durch ihr, für indirekt Betroffene oft als unnormal deklariertes Verhalten, oft ausgeschlossen, da sich viele im Umgang mit diesen Menschen zu unsicher sind. Die Erziehung solcher Kinder ist eine schwierige Aufgabe für die Eltern und ist mit viel Geduld verbunden. Viele Betroffene sind auf lebenslange und intensive Betreuung angewiesen.

„Ich bin anders als du mich siehst“ – Vorstellung unseres „Jugend-Liest-Projektes“

Meine Zuneigung zu dir
zeigen wollen,
ihr Ausdruck verleihen –
und es oft nicht können.
Mein Glück mit dir
zur Sprache bringen,
zu Wort kommen lassen –
und es oft nicht können.
Dein Anderssein
verstehen
und annehmen wollen –
und es oft nicht können

  – Ernst Ferstl *1955 (österreichischer Lehrer, Dichter und Aphoristiker)

Im Rahmen des Jugend-Liest-Projektes, welches in diesem Jahr unter dem Motto “Ich bin anders als du mich siehst” steht, haben wir uns mit einem sehr speziellen Thema, einem Thema, welches unserer Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit in den Medien bekommt, auseinandergesetzt – em Autismus. Bedauerlicherweise, wie sich in den folgenden Beiträgen noch herausstellen wird, wird dieses Thema oft verschwiegen oder nur oberflächlich “angekratzt”. Unser Ziel ist es jedoch, euch eine neue Perspektive bezüglich dieser Thematik zu geben, euch rundherum zu informieren, und euch schlussendlich auch zum Nachdenken anzuregen. Bei der Gestaltung des Projekts, welches in aufwendiger Zusammenarbeit von Theresa Krumholz und Alicia Heinzelmann  auf die Beine gestellt wurde, haben wir uns viel Mühe gegeben. Die Herangehensweise an das Thema war zugegebenermaßen eine wahre Herausforderung. Selbst wir haben erfahren, dass sich nur wenige laut über dieses Thema äußern möchten. Trotz allem ist es uns gelungen dieses Projekt ins Leben zu rufen, da es uns ein dringliches Anliegen ist, dieses Thema zu publizieren. Auch wenn dies eventuell nur in geringem Maße geschieht, sind wir uns einig darüber, dass wir unseren Teil dazu beitragen konnten. Egal, ob du es selbst bist, der vom Autismus betroffen ist, ob es jemand aus dem Bekanntenkreis ist, oder ob ihr euch noch nie wirklich mit dem Thema selbst auseinandergesetzt habt, dieser Blog ist vielleicht ein Anstoß zum Umdenken, einander zu akzeptieren, Anderssein zu verstehen und anzunehmen, und andere dazu zu animieren mehr Verständnis und Courage in den Alltag mit einzubringen. Im Folgenden wünschen wir dir natürlich viel Spaß!